Missionsorientierung schafft einen “Nordstern”, ein gemeinsames Ziel für alle Beteiligten, fördert Kooperationen und verwandelt transaktionale Beziehungen in transformative Partnerschaften.
Lernen als Schlüssel zum Wandel
In diesem Learning Report geben wir einen Einblick in die wertvollen Erfahrungen und zentralen Erkenntnisse aus zwei Jahren Umsetzungsallianz. Wir teilen außerdem, was wir gemeinsam mit unseren Partner:innen über die Arbeit an systemischen Veränderungen gelernt haben.
Diese Erfahrungen sind nicht nur wichtig für Mehrweg, sondern auch für das größere Ziel einer Kreislaufwirtschaft und wie wir einen echten Systemwandel umsetzen können.


Die Umsetzungsallianz als Lernlabor
Die Ausgangshypothese der Umsetzungsallianz war es, dass die Mehrwegangebotspflicht allein nicht ausreicht und weitere koordinierte Anstrengungen notwendig sind, um Mehrwegsysteme zu skalieren. Unser Ziel: Die Mehrwegquote steigern und die gesellschaftliche Akzeptanz für Mehrweg To-Go fördern. Mehrweg sollte zum neuen Standard werden. Dabei haben wir – für Mehrweg, aber auch für die Kreislaufwirtschaft als Ganzes – entlang der folgenden Fragen gearbeitet:
Unternehmen mobilisieren
Wie gewinnen wir Unternehmen aus dem stark fragmentierten Außer-Haus-Verzehr für den zirkulären Ansatz der Verpackungsvermeidung Mehrweg To-Go?
Verbraucher:innen begeistern
Wie erhöhen wir die Nachfrage nach Mehrweg-Lösungen?
Infrastruktur entwickeln
Welche Infrastrukturansätze sind nutzerfreundlich, wirtschaftlich tragfähig, ökologisch sinnvoll und technisch machbar?
Die Umsetzungsallianz agierte damit als Lernlabor,
um mit dem Mehrweg-Ökosystem zusammen konkrete Ansätze zu testen –
und gemeinsam voneinander und miteinander zu lernen.


Collective Action
Der Collective-Action-Ansatz fördert durch die enge Zusammenarbeit von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft das Erreichen gemeinsamer Ziele auf kooperative, missionsorientierte und agile Weise, basierend auf der Überzeugung, dass Wandel bewusst gestaltet werden kann (‘by design, not by crisis’). Dieser Ansatz, der von ProjectTogether aus langjähriger Erfahrung entwickelt wurde, kombiniert Elemente aus verschiedenen Denkschulen wie Human-Centered Design, Theory U und Lean Startup, und hat sich in der Praxis bewährt.
Der Learning Report gibt einen umfassenden Überblick zu allen Collective Action-Projekten der Umsetzungsallianz.
Erfolge und Herausforderungen
In unserer Bilanz aus zwei Jahren mehrweg.einfach.machen zeigen wir auf, was wir erreicht haben und wo wir noch lernen können – Misserfolge sehen wir dabei nicht als Scheitern, sondern als wichtigen Teil des Wachstumsprozesses.
Wir haben durch unsere mutigen Pilotprojekte viele in der Industrie zum Handeln motiviert. Diese Projekte sind Wegbereiter für zukünftige, große Schritte in Richtung nachhaltiger Veränderungen.
Ein zentraler Punkt für uns war es, besonders große Umschlagplätze für Einweg zu finden und mit Schlüsselakteur:innen in der Systemgastronomie und der Veranstaltungsbranche zusammenzuarbeiten, um positive Beispiele für ihre Bereiche zu setzen.
Systemgastronomen als Impulsgeber:innen für die Mehrwegwende
Durch unser deutschlandweites Experiment „Mehrweg: Erste Wahl“ konnten wir insgesamt acht Systemgastronomien mobilisieren, auf Filialebene gezielte Verhaltensimpulse – so genannte Nudges – umzusetzen und Daten zu deren Wirksamkeit mit uns und wissenschaftlichen Partner:innen zu teilen.
→ Zum Playbook
Großveranstaltungen als Modell für „die Welt da draußen”
Gemeinsam mit Berlins größtem Konzertveranstalter LOFT Concerts und dem Cateringunternehmen GTB haben wir, auf Initiative von Cradle2Cradle NGO, die Konzerte der Band „Die Ärzte“ beim Labor Tempelhof im August 2024 komplett auf Mehrweg umgestellt. Die Ergebnisse dieses Projekts wurden in einem Handbuch festgehalten und in einem Workshop mit führenden Veranstaltern aus ganz Deutschland geteilt, um unser Wissen weiterzugeben und die Branche insgesamt nachhaltiger zu gestalten. Dies soll als Basis dienen, um auch im Jahr 2025 mit weiteren großen Veranstalter:innen nachhaltige Veränderungen zu fördern.
→ Zum Labor Tempelhof
Seit Beginn haben wir es geschafft, wichtige Stakeholder:innen aus dem Mehrweg To-Go Bereich zusammenzubringen, darunter Vertreter:innen aus dem öffentlichen Sektor, der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft. Besonders stolz sind wir darauf, auch schwer erreichbare Schlüsselakteur:innen wie Systemgastronomien für konkrete Projekte zu gewinnen, was unsere Glaubwürdigkeit stärkt. Seit Dezember 2021 haben wir eine engagierte Gemeinschaft von über 200 Personen aufgebaut, die sich regelmäßig bei Community Calls austauscht. Mit Formaten wie „Tacheles“ für Kommunen und strategischen Veranstaltungen wie Workshops und parlamentarischen Dinners entwickeln wir wichtige Ansätze für die Mehrwegangebotspflicht. Das positive Feedback und das kontinuierliche Wachstum unserer Community zeigen, dass der Austausch und das gemeinsame Lernen nicht nur motivieren, sondern auch in herausfordernden Zeiten für Zusammenhalt sorgen.
Von Anfang an war unser Ziel, Brücken zwischen der Mehrwegpraxis und der politischen Ebene zu schlagen. Der kontinuierliche Dialog, unterstützt von der Schirmherrschaft der Bundesministerin Steffi Lemke, war wertvoll, auch wenn politisches Engagement oft begrenzt blieb. Die Zusammenarbeit der Koalitionspartner:innen mit unterschiedlichen Umweltprioritäten hatte negative Auswirkungen auf die Mehrwegwelt, was auch für uns als Praxispartner:innen spürbar war. Regelmäßige Gespräche mit dem BMUV halfen, ministeriale Perspektiven zu verstehen und das Thema präsent zu halten. Die Ergebnisse mündeten in einem Policy Brief, der neue Impulse setzt und einen Grundstein für langfristigen Austausch legt.
Neue Formen der Zusammenarbeit sind unerlässlich, um komplexe Herausforderungen wie den Aufbau von Mehrwegsystemen zu bewältigen. Gleichzeitig ist Kooperation entscheidend für zirkuläre Wertschöpfung. Als Kernteam der Umsetzungsallianz wollten wir von Anfang an ein Testfeld für organisationsübergreifende Zusammenarbeit sein und die Chancen sowie Herausforderungen einer solch engen, fast entgrenzten Kooperation ausloten.
Was wir zur Skalierung von Mehrweg gelernt haben, ist, dass dieser Prozess alles andere als ein Selbstläufer ist. Sie erfordert Tests, gezielte Unterstützung und strategische Koordination im Ökosystem, damit Erkenntnisse weitergetragen werden. Das packen wir 2025 an!
Impulse für die Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft
Im Rahmen unserer Arbeit konnten wir zentrale Erkenntnisse für die konkrete Entwicklung von Mehrweg To-Go als zukunftsweisenden Baustein einer Kreislaufwirtschaft sammeln. Aber auch in Bezug auf die Gestaltung und Steuerung von Veränderungsprozessen, die für den Übergang zu zirkulären Systemen erforderlich sind, haben wir wertvolle Einblicke zusammengetragen.
Unser Ziel war es daher nicht nur, Mehrwegsysteme im Außer-Haus-Verzehr auszubauen, sondern auch Testfelder zu schaffen, die wichtige Impulse und Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der gesamten Kreislaufwirtschaft liefern.
Alle Erkenntnisse aus zwei Jahren Umsetzungsallianz gibt es im Learning Report.


Wie wir gemeinsam ins Tun kommen
Aus der Zusammenarbeit von WWF Deutschland, ProjectTogether und dem Mehrwegverband Deutschland e.V. hat sich im Laufe von zwei Jahren ein eng verbundenes, entgrenztes Team entwickelt, das die Leitung sämtlicher Prozesse und Aktivitäten der Allianz übernimmt.
“System Thinking” prägt unsere strategische Überlegungen im täglichen Tun. So erhalten wir Einblicke in die Perspektiven von Schlüsselakteur:innen auf Veränderungshebel und vielversprechende Interventionspunkte, die wir ganzheitlich angehen müssen, um Transformation im System zu bewirken.
Durch Wirkungsorientierung und Lernen passen wir unsere Ansätze flexibel an, um in komplexen Situationen die größtmögliche Wirkung zu erzielen.
Vertrauen und Menschlichkeit in der Zusammenarbeit mit motivierten Menschen aus verschiedenen Bereichen sind unsere Schlüsselressourcen für echte Veränderung.
Umsetzungsorientierung zeigt durch Experimente und Modellprojekte die Machbarkeit von Mehrweglösungen auf und inspiriert andere zur Nachahmung.
Rückkopplung in den politischen Raum ist essentiell, um politische Unterstützung zu sichern und praxisnahe Erkenntnisse in die Gestaltung zukünftiger Gesetze einfließen zu lassen.